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Budenheimer Traditum

Die Umsetzung dieser Gruppe erforderte eine große Planung und deutliche Ansprache an die entscheidenden Ratsmitglieder. Eine ausführliche Projektbeschreibung machte die Entscheidung für diese Arbeit leicht, denn die Intension des Künstlers wird so nachvollziehbar. Bei einer solch kostspieligen Gruppe sollte kein Zweifel an der geplanten Funktionalität gehegt werden. Denn Kunst im öffentlichen Raum ist für mich nicht nur von Schönheit geprägt, sondern erfüllt auch den Sinn den Bewohnern und Touristen eine einmalige Attraktion zu bieten.
Um die detaillierten Überlegungen die hinter einem solchen Entwurf stehen deutlich zu machen, können Interessierte mittels nachfolgendem Auszug aus der Projektbeschreibung ausführlichen Einblick nehmen!

Bedeutung des Skizzen–Arbeitstitels: „Budenheimer Traditum“
Die Gruppe beinhaltet durch ihre Zusammenstellung und Ausdrucksform, wie auch durch ihren geplanten Aufstellungsort folgende Bedeutungen: Austausch , Wertevermittlung , Generationen, Verbindung von Alter und Jugend, Wertigkeiten des Alters, Spiel , Familie , Informationen, Erinnerungen, Erfahrungen , Erlebnisse , Wahrheiten , Sage , Erzählung, Warnungen , Überlieferungen , Mündliche Überlieferung, Kulturelles Erbe, Rituale, Wissen, Kultur und Tradition!

Grundlage der Gestaltungsidee:
Das wichtigste Gut des Menschen ist seine Kommunikationsfähigkeit. Die Zufriedenheit und der Erfolg einer Gesellschaft stehen im direkten Zusammenhang zu einem erfolgreichen Gedankenaustausch. Dieser Dialog beginnt bereits bei dem partnerschaftlichen Zwiegespräch, setzt sich fort im Gespräch innerhalb der Familie, dem Geplauder mit dem Nachbarn, dem Meinungsaustausch und der Diskussion im Unternehmen und hat noch kein Ende bei der Erörterung innerhalb politischer Institutionen. Aus diesem großen Feld der menschlichen Kommunikation habe ich einen wichtigen Teilbereich, als Idee zur bildnerischen Umsetzung der besonderen Gegebenheiten des hier in Budenheim geplanten Platzes herausgenommen.

Um einen Versammlungsort zu kennzeichnen, kommt einem Monument, welches im Mittelpunkt der vorliegenden Planung stehen soll, eine besondere Bedeutung zu. Ein bedeutender Platz ist normalerweise immer von einem historischen Bauwerk definiert. Wie z.B. einem historischen Rathaus, einer Kirche, dem Bahnhof oder einem ähnlich bedeutendem Gebäude. Eine Figurengruppe in Lebensgröße, die Menschlichkeit und Historie miteinander vereint, bietet hier einen erheblichen Ausgleich für bauliche, gewachsene Struktur. Insbesondere dann, wenn die örtlichen Gebäude und deren damit verbundene Belebung auch tatsächlich den Sinngehalt der Gruppe wiederspiegeln.
Eine solche Darstellung wirkt äußerst anziehend und bildend, so wie es der bildenden Kunst auch zukommt, weil der Mensch sich nun einmal am liebsten durch sich selbst definiert sieht. Daher ist die Akzeptanz einer menschlichen, realistischen Darstellung in allen Bevölkerungsschichten groß. Der natürliche Respekt und das Wohlwollen der Betrachter zeigt sich auch daran, dass noch keine meiner bisher aufgestellten Arbeiten (obwohl auch an Plätzen wie z.B. Bahnhof Boppard, der sich durch seine unattraktive Gestaltung zum Treffpunkt sozial schlechter gestellter Menschen entwickelt hatte) irgendwie beschmutzt wurden. Im Gegenteil, besonders am „Schnuggel-Elsje“ kann man sehen, wie eine Plastik sehr schnell als Anziehungspunkt angenommen und integriert wird.
Die Akzeptanz eines Platzes und dessen damit verbundene positive Belebung, stehen natürlich im direkten Zusammenhang mit dessen harmonisch gestalteter Schönheit und seinem praktischen Verwendungszweck als Versammlungsort. Dem kann man im Übrigen noch nachhelfen, indem man ihn auch zum Veranstaltungsort macht. Was natürlich automatisch der Fall sein wird, weil man sich gerne an einem schönen Platz trifft, der auch bedeutungsvoll ist. Speziell bei dieser Gruppe könnte man, in Sachen Veranstaltung, auch die immer attraktiver werdenden Lesungen anbieten. Dies könnte dann für alle Altersgruppen mit spezieller Thematik geschehen. Ein Platz ist ein vielfältig nutzbarer Raum mit dem man einen Anziehungspunkt schafft, der dem ganzen Ort auch in Sachen touristischem Marketing gut tut und mit dem man sich gerne identifiziert. Davon abgesehen, schweißen gezielt gemanagte Treffen die Gemeindemitglieder enorm zusammen.

Basisüberlegungen zum Motiv:
Für die Grundschule und Hauptschule wird eine sehr attraktive Thematik aufgegriffen, weil hier das Lesen als Wissensvermittlung dargestellt wird und dem Lesenden eine respektable Stellung eingeräumt ist. Die Schule, die die bedeutendste Position in der Bildung der Gesellschaft inne hat, legt heute in zeitgemäßer und sozialgerechter Form den Grundstein für eine leistungsfähige Gesellschaft.
Doch gerade in der heutigen Zeit der immer spitzer werdenden Alterspyramide gilt es auch auf die Bedeutung unserer Senioren hinzuweisen. Die Erfahrungen und Werte der Großeltern, der weisen Grauköpfe, gehen heute allzu oft verloren. Geraten in Vergessenheit. Man schätzt ihr Wissen nicht mehr, greift auf Konservenwissen zurück. Allzu oft ersetzt das digitale Internet die bewährten Familienrezepte der Großmutter. Die Darstellung der Gemütlichkeit und Wärme einer Oma, weckt Erinnerungen und motiviert sicherlich („Lies mir doch auch mal vor!“) zum Nachahmen, Zuhören und Anbieten! Zudem erinnert sie an das Altern, das unweigerlich jeden Menschen betrifft und dessen Wertigkeit so oft vergessen wird.
Es wäre durchaus denkbar, dass man auch eine Stadtpersönlichkeit in der Position der Lesenden portraitiert, deren Bekanntheitsgrad der Gruppe einen zusätzlichen Reiz verschaffen würde. Dies wurde auch verwirklicht, ohne allerdings die Person namentlich zu erwähnen. So erkennen die Bewohner des Ortes die Person, aber die Arbeit hat keinen Denkmalcharakter der Unwillen hervorrufen könnte.
Die Spannung die durch das Lesen entsteht ist, durch die Phantasie eines Kindes/Menschen und seine Fähigkeit Gehörtes im Geist fast greifbar zu visualisieren, einer Spannung die beispielsweise durch fernsehen ausgelöst wird, bei weitem überlegen. Die Gehirnaktivität die hier gefördert wird, fördert das allgemeine Denkvermögen und die Kreativität des Menschen. Der Respekt, den man naturgemäß dem Alter entgegenzubringen hat, ist eine mittels des Gruppenaufbaus erreichte Dreingabe der Darstellung.

Der Vorgang der Visualisierung von Gelesenem wird bildhauerisch dargestellt, indem aus dem goldenen Buch des Wissens lebendig gewordene Gestalten heraussteigen. Damit sich nun auch beide Geschlechter angesprochen fühlen, visualisiert sich für den Jungen ein Drache (den er natürlich direkt durch Füttern anlocken möchte) und für das Mädchen ein lustiger Heinzelmann, auf den es staunend deutet. Ein Hauptschüler benötigt natürlich ein für ihn interessanteres Wesen. Eines das auch aus den bekannten Schriften um Harry Potter oder dem Herrn der Ringe stammen könnte. Also habe ich hier eine Art Kobold gewählt, dessen Interesse an dem jugendlichen Schüler ausgesprochen groß ist. Der Schüler spiegelt seine Altersgruppe durch seine Frisur und Kleidung, sowie durch seine laxe Haltung. Sein Interesse ist deutlich, aber seine Körpersprache heißt Coolness!

Der Aufbau der Gruppe ist der Grundharmonie von drei Dreiecken unterworfen, die durch die Stellung und Größenabstufung der Figuren zueinander entsteht. Diese Harmonie wird durch die Einbettung in den Platz, in Verbindung mit dem Elementen Wasser und Flora noch deutlich erhöht.

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